Tillmann schaut: MAD MAX (1979)

Ein fast 40 Jahre alter australischer Billigfilm ist einer meiner Lieblinge: der allererste MAD MAX. Regisseur George Miller eröffnet mit einer wild geschnittenen, zehnminütigen Autoverfolgung, die die Filme ARIZONA JUNIOR (das Kind auf der Landstraße) sowie PULP FICTION (das irre Gangsterpärchen im Intro) zu eigenen Szenen inspiriert hat.
Selbst beeinflusst könnte der Film vom 1971er CLOCKWORK ORANGE sein (ich erkenne gewisse Anflüge, vor allem in der „Choreographie“ der Bösewichter).

Die Story ist mehr als simpel: In einer nahen Zukunft sorgt eine desolate Truppe von Polizisten für die Aufrechterhaltung des Gesetzes, das von Rockerbanden und Autorasern bedroht wird. Die Cops treten ziemlich JUGDE-DREDD-artig auf (diese Figur übrigens erfunden 1977) und nehmen ihren Job äußerst persönlich.
Als Max‘ Kumpel Goose von den bösen Buben verkrüppelt wird, quittiert er den Dienst und verschwindet mit Frau und Baby in den Urlaub. Doch die Rocker unter Leitung des schrägen und verrückt fauchenden Toecutter (die Frisur!) heften sich an seine Fersen. Als seine Familie umkommt, geht Max auf einen automobilen Rachefeldzug: schwarze Karre, schwarzes Leder, schwarzes Herz.

 

Der Film ist mehr als manieristisch: Die Zeichnung der Charaktere ist übertrieben, die Effekte marktschreierisch, die Kamera immer auf der Suche nach einer Irritation.

MAD MAX ist ein Kunst-Trash-Movie, das höchst eigenwillig daherkommt und deshalb niemals langweilt. Zudem ist der Film gespickt mit skurrilen Momenten, die man eigentlich nicht skripten kann. Das Drehteam scheint sich vor Ort der Gegebenheiten bedient und mit Requisiten improvisiert zu haben.

Das Werk ist dramaturgisch clever gebaut, die Filmmusik übrigens und allerdings ist schauderhaft: kitschig, abgedroschen, peinlich (Komponist Brian May, nicht der von Queen, vertonte im Jahr darauf „Die blaue Lagune“).

Die Kamera von David Eggby fliegt, rast, saust, schwebt und springt – kennt fast keine konventionellen Einstellungen. Und ist womöglich der entscheidende Faktor hier (im Sequel nämlich ist Eggby nicht mehr dabei!).

Denn: Dieser MAD MAX ist, finde ich, um Längen besser als sein Nachfolger MAD MAX II – DER VOLLSTRECKER (der aber besser erinnert wird). Ich hab sie verglichen und war erschüttert, wie lahmarschig das Sequel daherkommt. Miller dreht sein Debüt nochmal, nur diesmal mit Geld, aber ohne Tempo.

Also: Ich breche eine Lanze für den Erstling, ein subkulturelles Kinowunderwerk, das man nicht unterschätzen sollte.

Das einzig Verwirrende an dem Film ist der zu junge Mel Gibson, der einfach noch nicht richtig nach Mel Gibson aussieht! Aber dafür den herrlichen Filmnamen „Max Rockatansky“ trägt.

Hier geht’s zum offiziellen Trailer: