GOD COUNTRY – Wenn der Vater mit der Klinge …

Was haben ein mythisches Schwert, ein alzheimerkranker Senior und ein wütender Gott gemeinsam? Nix! Was den Autoren Donny Cates nicht daran hindert, das alles in einen Topf zu rühren.

Heraus kommt mit GOD COUNTRY eine abgeschlossene Miniserie, die erfreulich unterhaltsam ist.
Ich springe mal weit in den Comic hinein und präsentiere Ihnen die teuflische Ansage des gottgleichen Attüm, der den Senior piesackt und nach dem Schwerte giert.

Der im Text erwähnte Valofax ist das Schwert mit magischen Fähigkeiten. Das kommt aus dem Weltall und kann reden! Valofax erwählt den Texaner Emmett Quinlan als neuen Träger und verleiht ihm Unverletzlichkeit. Zugleich ist Quinlan von seiner Alzheimer-Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium geheilt.

Sein Sohn Roy, die Schwiegertochter Jane und Enkelin Deena hatten sich schon gefragt, ob sie den alten Herren in eine Pflegeeinrichtung überstellen müssen. Dank Valofax (tägliche Anwendung) ist er wieder fit.
Jetzt sorgt sich die Familie, was da aus dem Weltall auf sie niedergegangen ist – denn im Gefolge von Valofax tauchen auf: Attüms Sohn Aristus (mit dem noch verhandelt werden kann) sowie Attüms anderer Sohn Balegrim, der eine Horde Zombies aus der texanischen Erde erweckt und auf die Familie hetzt.

Fax-Geräte im Weltall!

Emmett kann jedoch mit Hilfe von Valofax diesen Angriff abwehren, muss jedoch mitansehen, dass Deena von Balegrim entführt wird. Wildentschlossen teleportiert sich Emmett mit Valofax in Balegrims Reich und stellt dort den intriganten Halbgott, der zur Ablenkung noch Emmetts verstorbene Frau erscheinen lässt.
Emmett besteht diese Prüfung, kehrt siegreich zurück und bereitet sich auf die finale Konfrontation mit Attüm vor.

Autor Cates inszeniert diese Szenen als rasante Fantasy, vergisst dazwischen jedoch nicht das Schicksal und die Entwicklung der Quinlan-Familie. Das Ehepaar Roy und Jane findet über allem Drama wieder zusammen und Tochter Deena knüpft eine Beziehung zu ihrem bisher entfremdeten Großvater.

Emmett selber reflektiert sein Leben und seine neue Rolle als schwertschwingender Held. Kann er leisten, was Valofax ihm auferlegt? Wird er seine Familie vor Schaden bewahren können?

GOD COUNTRY ist eine „thinking man’s fantasy“. Auch wenn die Handlung erwartbare Pfade einschlägt, gelingt dem Kreativteam eine feine Balance aus abenteuerlicher Phantastik und bewegender Seifenoper-Dramatik.
Und grafische Schauwerte plus ein Hauch von Komik sind auch im Spiel, wie hier im Auftritt von Emmett im Kampfmodus, der zum Schwert noch einen Kriegshammer erbeutet hat:

Der schroffe Schick der Apokalypse

Das Artwork von Geoff Shaw verweigert den oft sehr cleanen Image-Housestyle, sondern schwelgt in sprunghafter Kamera, harten Bildanschnitten, ruppigen Schraffuren und einer kranken Kolorierung – die die Illustrationen zu einem spannenden Erlebnis werden lassen.

Sehen Sie hier den (in einem Demenzanfall) wütenden Emmett, der seine Enkelin Deena erschreckt:

GOD COUNTRY, dieser fantastisch-ergreifende Comic-Eintopf, hätte ungenießbar sein können. Doch Cates und Shaw schmecken ihre Zutaten perfekt aufeinander ab und machen ihr Werk zum satten Augenschmaus.

Ein Haar allerdings finde ich doch in der Suppe: Der Genre-Mix aus Familiendrama und Fantasy kommt mir konstruiert vor. Diese Kombination ist nicht zwingend und hat für mich den Nachgeschmack der Beliebigkeit.

(GOD COUNTRY hätte auch als „supernatural western“ funktioniert: Der alternde Pistolero Quinlan gerät an zwei magische Colts, die ihn wieder zum Helden werden lassen. In einem finalen Shootout mit einer Bande mexikanischer Banditen kann er seine Familie retten und schließt Frieden mit sich selbst.)  

Dieser Transfer beweist aber auch, dass der Stoff tragfähig ist und uns in seiner Menschlichkeit berührt. Darum ist GOD COUNTRY eine Lektüre, die ich empfehlen kann.
Weitere Infos zum Comic auf der Homepage von CrossCult plus ein Geblätter von mir selber: