Vorab muss ich gestehen, dass ich den ursprünglichen „Beetlejuice“ von 1988 nicht besonders mag. Tim Burtons Langfilm-Debüt ist ein chaotischer Film mit konfuser Handlung, der sich auf seine Skurrilität und die optischen Mätzchen verlässt.
Aber der neue Trailer sah gut aus und ich war gespannt, wie Burton den Stoff heute angeht. Und siehe da: Das Sequel macht alles richtig!
„Beetlejuice Beetlejuice“ nimmt viele Fäden auf und verflicht sie zu einer kompakten, quirligen und knalligen Horrorkomödie, in der alles seinen angemessenen Platz und dramaturgischen Sinn hat. Jetzt läuft die Chose rund.
Neue Hauptfigur ist die wundervolle Jenny Ortega als Astrid Deetz, Tochter der traumatisierten Lydia Deetz (Winona Ryder), die anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters Charles mit ihrer Mutter und Großmutter Delia in das Spukhaus aus Teil 1 zurückkehrt.
Clou an der Sache: Astrid hält ihre Verwandtschaft für komplett irre, weil sie an Geister glauben, sie jedoch nicht. Natürlich wird Astrid bald eines Besseren belehrt, denn an zwei Tagen (und ausgerechnet über Halloween!) tun sich im Städtchen Winter River die Pforten der Hölle auf.
Astrid wird in die Unterwelt verschleppt und Lydia muss über ihren Trauma-Schatten springen und bittet ihren gespenstischen Verehrer Beetlejuice um Hilfe!
Dabei hatte alles so schön romantisch begonnen: Lydias Freund Rory hatte ihr einen Antrag gemacht und Astrid hatte den netten Jeremy kennengelernt, der Halloween mit ihr feiern will.
Doch in der Unterwelt ist nicht nur Beetlejuice am Werke, sondern auch dessen Verflossene Delores, die sich aus ihrer höllischen Gefangenschaft befreien kann und sich nun an ihm rächen möchte.
Durch diese neue Figur (von Monica Bellucci als fleischgewordene „Corpse Bride“ dargestellt) erfahren wir tatsächlich etwas Backstory über Beetlejuice. Der ist nun zugleich auf der Flucht vor Delores und auf der Suche nach Lydia und Astrid.
Kann er dabei auf Assistenz durch Wolf Jackson hoffen? Ebenfalls neu im Aufgebot ist Willem Dafoe als Unterwelt-Cop (und Parodie auf Hardboiled-Krimihelden), der eine Zombietruppe von Biker-Bullen befehligt.
Kaum, denn der ist auf der Spur von Lydia und Astrid, die unbefugt (weil lebend) ins Jenseits eingedrungen sind!
Weshalb das geschah, darf ich nicht verraten, aber es gibt einen wunderbaren Twist mit Astrid und Jeremy, der die entfremdete Tochter wieder ihre Mutter nahebringen wird …
Schauen wir mal diesen deutschen Trailer, der uns eine konventionelle Zusammenfassung des Films präsentiert, hier unterlegt mit dem Score von Danny Elfman, der sich wieder mal bombastisch ins Zeug gelegt hat:
Mit Musik geht alles juiciger
Tatsächlich möchte ich jetzt noch über die weitere Musik in „Beetlejuice Beetlejuice“ reden, denn die ist speziell und erfüllt eine eigene Funktion. Nicht handlungstragend, sondern das Genre karikierend. Was ich damit meine, zeigt dieser sehr kurze deutsche Trailer, der mit der Beerdigung von Charles Deetz beginnt.
Die Stimmung ist fidel und beschwingt, weil der Chor der Messdiener dort Harry Belafontes „Banana Boat Song“ säuselt, was so gar nicht zu einer Beerdigung passt!
Diese 70 Sekunden zeigen, was der Film mit Musik anstellt. Die Oldies, die uns „Beetlejuice Beetlejuice“ in die Ohren träufelt, sind keine nostalgischen Reminiszenzen (oder nur sekundär), sondern dienen der Konterkarierung des Gesehenen mit dem Gehörten, sind ein meta-komisches Stilmittel und machen sich oft über die Songs selber lustig!
Zu „Tragedy“ von den Bee Gees flickt sich Delores im Takt der Musik selbst zusammen. Tragisch ist das nicht, jedenfalls nicht für die Wiederauferstandene, vielleicht für Beetlejuice, vielleicht für die Opfer, denen Delores im Folgenden die Seelen aus den Leibern saugt.
Zum Finale des Films erleben wir die Aufführung des Donna-Summer-Klassikers „McArthur Park“ als Begleitmusik zur Hochzeit von Beetlejuice – und zwar in voller Maxiversion-Länge von über acht Minuten.
Es gibt keinen Grund, weshalb dieser Song eine Trauung begleiten sollte, außer dem, dass Tim Burton Bock drauf hatte, dazu ein Horrorcomedy-Video zu drehen, das sich gehörig lustig über „McArthur Park“ macht.
Denn im idiotischen Text geht es um einen Kuchen, dessen Glasur im Regen zerläuft, wozu die Bilder einen gewaltigen Hochzeitskuchen zeigen, der in der Kirche in sich zusammenfällt.
Das ist die einzig logische Anbindung.
Ansonsten stürmen zu den Funk-Rhythmen untote Cops die Kirche, um die Zeremonie zu sprengen. Einfach blühender Blödsinn!
Das ist der Vibe von „Beetlejuice Beetlejuice“, den müssen Sie zu schätzen wissen, sonst wird es Sie verstören.
Fazit, Fazit, Fazit!
Mein lustigster Film des Jahres. Direkt gelacht habe ich nur zwei- oder dreimal, aber mit durchgehend breitem Grinsen hab ich die immerhin 105 Minuten verbracht.
Jede Szene ist toll arrangiert, jede Kamerafahrt lässt mich schwärmen, alle Figuren werden prächtig ausgestellt, jeder kleine Spezialeffekt macht Freude.
Es ist „Beetlejuice“, wie ich ihn mir immer gewünscht habe: Burton revidiert seine damals misslungene Arbeit und beweist, wie spaßig und anarchisch dieser Gruselquatsch doch sein kann.
Ich hatte Burton schon nicht mehr auf dem Schirm (hat irgendjemand sein Disney-Werk „Dumbo“ von vor fünf Jahren gesehen?), aber der Schwung von vier „Wednesday“-Episoden hat den Mann offenbar wieder für düstere Komik entzündet.
Dazu muss man wissen, dass „Beetlejuice Beetlejuice“ über zehn Jahre in der Entwicklungshölle festgesteckt hatte und nur dank der „Wednesday“-Autoren Alfred Gough und Miles Millar entfesselt werden konnte. Das ist doch schön.
Und weil es so schön ist, nochmal den Trailer auf Englisch. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei – und die deutsche Fassung (vergleiche oben) leider nicht so knackig wie dieses Original: