Dieser Western kommt mir spanisch vor: MAC COY

Es war einmal ein Comicmagazin, das hieß PRIMO. PRIMO war ein Kind des Kauka-Verlags, der mit FIX UND FOXI schon der mächtigen MICKY MAUS Konkurrenz machen wollte. PRIMO hingegen sollte dem Rivalen ZACK Paroli bieten und wollte zu diesem Zwecke (wie der Name PRIMO suggeriert) mit erstklassigen und tollen Comics aufwarten.

Es war aber nur Schrott drin.

Ein PRIMO-Heft von 1973: Aufgrund der etwas wirren Titelgestaltung ist es nicht leicht zu erkennen, aber das Hauptmotiv (ein aufgehängter Käfig, auf dem ein Ritter eine Doppelaxt schwingt) ist von Palacios.

Bis auf die bezaubernd bunten Seiten eines Künstlers mit dem fürstlichen Namen Palacios. Dessen Werke waren in Spanien als Lizenz eingekauft worden und in den allerherrlichsten Farben koloriert: Seine Ritter- und Westernstories erstrahlten in knalligen, poppigen Tönen – dass es Jugendlichen wie mir in den Siebzigerjahren wie Comic-Psychedelik vorkam.

Die Kolorierung, die der spanischer Zeichner Antonio Hernández Palacios auf seinen Seiten vornahm, ist in der Tat comichistorisch einzigartig, zudem sie auch ihre Sujets in gewisser Weise konterkariert.
(Auch scheinen mir die Farben damals kräftiger als heute gewesen zu sein; das aber kann meiner verklärenden Erinnerung oder dem Druck bei Kauka geschuldet sein…)

PRIMO, wie gesagt, brachte Deutschland die Begegnung mit einem Künstler ein, der markant und memorabel ist. Der Berliner avant-Verlag legt seit einigen Jahren das Palacios-Gesamtwerk neu auf und nähert sich nun dem Ende.

Da ich seinerzeit nur Stichproben seiner Westernserie MAC COY mitbekommen habe, habe ich mir den vorletzten Band mal kommen lassen (ein MAC COY Nummer 5 erscheint noch, wahrscheinlich aber erst im Januar 2021).

Die mir vorliegende MAC COY-Gesamtausgabe Band 4 versammelt vier Alben aus den Jahren 1987 bis 1990.

In „Berge der Angst“ kreiert Palacios kühl-majestätische Landschaften und fasziniert mich mit einem Westernabenteuer im Schnee.
Es geht inhaltlich um einen englischen Lord auf Jagdurlaub in den USA, den Alexis Mac Coy (der ewige Sergeant Major des 3. Kavallerie-Regiments) betreuen und beschützen soll. Doch in den Bergen marodieren aufständische Blackfeet-Indianer, angeführt von einem verrückten Trapper im Besitz einer Armeekanone.

Anmerkung zur Bebilderung dieses Posts: Ich habe der besseren Scanbarkeit (dickes, großes Buch) manche Seiten digital „zerschnitten“ und anschließend in WordPress wieder untereinander gesetzt; das erklärt den Eindruck nicht durchgängiger Seiten.

 

In „Die Wüste der Wahnsinnigen“ und „Mescaleros Station“ erinnert mich der Zeichner stilistisch an den Kollegen Serpieri (der ja auch Western gezeichnet hat).

In ersterem Album befinden wir uns im Hochsommer und Mac Coy bekommt es mit Comanchero-Apachen zu tun, die Raubüberfälle begehen. Nebenher retten Mac Coy und sein Trupp eine Mutter und ihr Baby.

In „Mescaleros Station“ soll Mac Coy einen Friedensschluss mit flüchtigen Comanchen vermitteln. Er kauft eine weiße Frau, Nancy Flannigan, von Häuptling Songtai frei und verschanzt sich mit ihr zunächst in einem Telegrafenamt, später auf einer Bergspitze. Nancy gerät erneut in Gefangenschaft, kann erneut gerettet werden.
Mac Coys Vorgesetzter, Colonel Hood, paukt ihn mit einer Armee-Einheit raus, Häuptling Songtai nimmt Vernunft an.

In „El Conquistador“ wiederum scheint Palacios seinen pointilistischen Anflügen nachzugeben. Die Handlung um einen phantomartigen Ritter, der einen Goldschatz bewacht, hat Anklänge an das BLUEBERRY-Doppelalbum um Graf Luckner und seine Goldmine, wird jedoch verschmolzen mit rabiater Action, als Outlaws den Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten entführen und sich in einem verlassenen Pueblo einnisten.
Mac Coy bringt heldenhaft alle zur Strecke (außer dem Verteidigungsminister, natürlich).

Vielleicht liegt’s am hohen Arbeitstempo, doch Palacios‘ Stil ist nie statisch, hat seine eigene Dynamik und präsentiert gerne mal grafische Überraschungen.

Palacios durchbricht das übliche Layout für eine dramatische Sequenz (untere drei Bilder) um einen jagenden Adler. Auch das Arrangement der Farben (von Nachtschwarz oben zu Sonnengelb unten) verdient Beachtung. Kurios allerdings ist das Zentralpanel, in welchem Mac Coy eher einen Menschenschrei zu hören scheint (Adler rufen „AAAAARRRGGG?“). Auf solche Absonderlichkeiten werden wir bei Palacios noch öfter stoßen.

 

Der Eintrag zu Palacios auf Kaukapedia merkt frech an, dass „seine realistischen und historischen Comics sich durch eine barocke Opulenz und auffällige Kolorierung auszeichnen, wenn auch die Szenarios mit den spektakulären Zeichnungen oft nicht mithalten können.“

Ja, das kann man so sagen. Ist aber auch ein bisschen krittlerisch.
Gewiss erfinden die Plots bei MAC COY den Western nicht neu (und sie bedienen sich auch gewisser Motive aus anderen Westerncomics), aber Autor Jean-Pierre Gourmelen kombiniert und variiert seine Versatzstücke clever und vor allem: niemals langweilig.

Ich habe andere Bedenken bei  MAC COY, dazu gleich.
Diese Westernserie lässt sich flüssig und verständlich lesen, das ist auf der Handlungsebene absolut  solide. Gefällt einem dann noch das Artwork, kann man mehr als zufrieden  sein.

Woran ich mich stoße, das sind unangebrachte Komik, überbordende Gewalt (teils in Kombination!) sowie dem bizarren Aufbau der Aktionssequenzen. Gehen wir es mal durch:

Was ist hier komisch?

 

Die atmosphärische Szene einer Nacht im Freien wird gestört – symbolisiert durch drei von Soundwörtern überlagerte Panels (5, 6, 7). Nicht nur empfinde ich diese eigenartigen Soundwörter als zu viel und zu groß ins Bild gerückt, mir kommt auch die rundliche Schreibung derselben (Typografie ist wichtig!) absurd vor.
Hier bricht ein Funny-Sound in einen Realwestern ein:

Das Heulen, Tuten und Quaken in dieser Gestaltung vermittelt mir einen lustigen Eindruck. Auch wird die zentrale Figur dieser Seite, der aufschreckende Sir Archibald (Bild 4) mit seinen aufgerissenen Augen komödiantisch gezeichnet.
Die Charaktere diskutieren, ob es sich bei dem Gelärme um Tiere oder Indiander handelt. Am nächsten Morgen sind die Pferde gestohlen.
Ich werte diese Szene als misslungenen Versuch, Spannung mit Humor zu koppeln.

Ein weiteres Beispiel einige Seiten später: Ein Kanonenschuss zerstört das Hotel, in dem unsere Gesellschaft nächtigt (Bild 1). Mac Coy und die beiden Fährtenleser stürzen erschrocken ins Freie und werfen sich dort zu Boden (oder stürzen sie über etwas)?
In Bild 2 und 3 macht Mac Coy ein dummes Gesicht, die Körperperspektive ist absurd verkürzt:

In Bild 4 stürmt Colonel Hood auf die Szene und löst Alarm aus. Sowohl dem Colonel wie auch dem eigenartig miniaturesken Trompeter im Vordergrund hängen Unterwäschestücke um die Lenden, die mich Windeln assoziieren lassen.
Das kleine Zentralpanel 5 ist pure Action; Bild 6 kehrt zurück zu Mac Coy und dem Trapper Hachette, die das Zerstörungswerk der Kanone kommentieren.
Beide werden im Gegenschuss zu Bild 3 gezeigt, wiederum in einer gestauchten Perspektive von hinten. Man sieht nur ihre bestrumpften Füße, die Pobacken und die Hüte. Das hat einen komischen Effekt auf mich.
Unterstreichen tut dies Schlusspanel 7: Im Hintergrund steht der hilflos wirkende Colonel, während vorne Mac Coy und Hachette wie die Ölgötzen in die Luft starren. Sie liegen da wie zwei Stummfilmkomiker und verdrehen die Augen.

(By the way fällt mir eben auf, dass die Verortung nicht stimmt: Wenn Mac Coy und Hachette nach vorne auf das verwüstete Hotel schauen, wieso ist dann hinter ihnen noch ein verwüstetes Haus? Gut, es könnten zwei Häuser getroffen worden sein, was aber der Bildkontext der vorigen und nachfolgenden Seite nicht bestätigt …)

Frage ist, ob Palacios sein Arrangement und seine Perspektive sicher handhaben kann. Garantiert, aber ich vermute oftmals eine gewisse Schludrigkeit in seinen Comics. Der Mann hat schnell produziert und es war ihm nicht wichtig.

Wenden wir uns seiner Darstellung von Gewalt zu.

 

Die ist durchaus reißerisch zu nennen: Ein Trupp von vier Reitern (Bild 1) gerät in einen Hinterhalt und wird mit einem Regen aus Pfeilen bedacht.

Auffällig ist Palacios‘ Einsatz von Speedlines und ausgeblendetem Hintergrund; fast mangaesk fokussiert sich die Sequenz auf die heranfliegende Geschosse.
Des Weiteren beschränkt sich der Zeichner auf drei großformatige Panels. Um den Effekt weiter zu maximieren, lässt Palacios die Pferde noch wilde Kapriolen aufführen.

So drastisch habe ich einen Beschuss mit Pfeilen noch in keinem Western gesehen. Ist das noch realistisch?

Die folgende, schön komponierte Seite schildert den Tod des „Barons“: Sein Kumpan macht sich aus dem Staub, als er die herannahende Kavallerie vernimmt (Bild 2); der Baron will ihn richten, da erwischt ihn von oben (Bild 4) die Kugel des Indianerscouts Kenika.

Die beiden unteren Panels zeigen sehr deutlich das blutige Einschussloch. Das theatralische Auf-die-Knie-Sinken des Getroffenen und sein verschleierter Blick himmelwärts finde ich überzeichnet.
Auch der Gesichtsausdruck des Flüchtenden in Bild 2 (wie auch seine zu hoch gezogenen Knie beim Laufen) geht weg vom Realismus und tendiert in solcher Darstellung zum Semifunny.

Ein weiteres Beispiel illustriert sehr gut die unnachahmliche Kunst des Antonio Palacios, im Guten wie im Kuriosen: Mac Coy und seine Männer schleichen sich nachts an  ein Indianerlager heran und schalten die Wache lautlos mit einem Messer aus.

Sehr atmosphärisch wiederum, die Verwendung von Blau und Grün kontrastiert mit dem Rot, das hier prototypisch für Feuer und Blut steht.
Ich bezweifle, dass ein Messer in die Brust in solchen Blutspritzern resultiert (geschweige denn derartige Wucht hat, dass es den Menschen nach hinten von den Füßen schleudert). Wieder übertreibt Palacios gewaltig, zudem sackt das Opfer noch ins Lagerfeuer!

Goutieren muss ich die filmisch sauber aufgebaute Szene (in der Palacios das tödliche Messer gekonnt als zentrales Element inszeniert).
Eigenartig kommt mir jedoch das letzte Bild vor, das Mac Coy und Sergeant Charly in einer Nahaufnahme fast zweidimensional zusammenrückt. Auch die beiden Figuren im Hintergrund haben wenig Tiefenschärfe; dieses Panel ist (hauptsächlich) ein Tableau aus Köpfen, die den Betrachter anschauen.

In dieser Extremität zeichnet nur Palacios – und das macht ihn besonders.

Ob man das nun mag oder nicht, aber dieser Western erlaubt sich eine Skurrilität, die dem Sujet entgegenläuft.
Ich erwähnte es eingangs und betone es noch einmal: Die Handlungen der Serie sind strikt dem Genre verhaftet, die grafische Ausführung jedoch irritiert mit ihrer Farbgebung, Verwendung der Soundwörter, unkonventionellen Bildsequenzen und karikaturartiger Personenzeichnung.

Und wo bleibt die „Action“, bitte?

Zusammenfassend präsentiere ich eine vierseitige Aktionssequenz aus „Berge der Angst“:

Trapper Hachette verhandelt mit dem Indianerhäuptling Wilde Katze. Der Dialog entwickelt komödiantische Untertöne (Wer hat wem was wann gestohlen?), dazu haben wir den visuellen Kommentar in Bild 3: Trapper Clarke zeigt einen Vogel (und zwar uns, den Lesern).
Ein Meta-Verweis zur Absurdität des Dialogs, ähnlich dem Obelixschen „Die spinnen, die Römer“. Hier will MAC COY tatsächlich freiwillig, d.h. mutwillig, komisch sein.

Dann aber ist Schluss mit lustig; mit einem prominent ins Bild gesetzten Pfeil beginnt Aktion!

Die Nahaufnahme des im Hals von Wilde Katze landenden Geschosses (das muss Wilde Katze sein, richtig?, der Mann mit dem Blattwerk auf dem Kopf, wir kommen drauf zurück) setzt einen massiven Shock-Akzent (akzentuiert durch das übergroße „AAAARGH!“ und den links oben aus der Panelgrenze ragenden Pfeil).

Auf der nächsten Seite fliegen mehr Pfeile und unsere Charaktere finden sich sehr plötzlich von angreifenden Indianern umringt. Im verwaschenen Bild 2 scheint Wilde Katze allerdings (noch?) im Kreis der Freunde aufrecht zu stehen.
Bild 3 eine irreal arrangierte Komposition herandrängender Feinde: Wilde Gesichter springen uns in einer Zoom-Aufnahme an, ohne dass wir diese Gruppe auf dem Rest der Seite verorten könnten. Wo in der Landschaft befinden sich diese (mindestens) fünf Krieger? Die Panels drum herum fangen sie jedenfalls nicht im Bild ein.

Eine nächste Seltsamkeit bietet die untere Bildreihe: Mac Coy erschießt aus nächster Nähe einen Angreifer, der im Bild davor noch nicht in Sicht war. Will sagen: Palacios scheint uns „Zeitsprünge“ aus dieser Schlacht abzubilden. Ein Regelverstoß im konventionellen Comic.

Der Zeichner nimmt sich künstlerische Freiheiten heraus, die meinen Sehgewohnheiten zuwider laufen (und ich behaupte: unser aller Sehgewohnheiten zuwiderlaufen).

Schauen wir mal weiter: Interessant ist zunächst das folgende Panoramapanel ohne Panelzwischenraum; es stützt die These von der künstlerischen Freiheit aufs vortrefflichste.

Es ist nämlich paradox: In der linken Bildhälfte schauen wir in eine andere Richtung als in der rechten Bildhälfte. Auch das ist eigentlich nicht zulässig im Comic, aber wer kann Palacios jetzt noch stoppen? :- )

Haben Sie es auch so wahrgenommen? Im ersten Bild erscheint mir der Gewehrschuss auf den als Busch verkleideten Indianer äußerst grotesk, womöglich ein Anflug von schwarzem Humor.
(Aber ist Ihnen aufgefallen, dass in der mittleren Bildreihe Wilde Katze putzmunter neben Mac Coy steht und auf die Angreifer flucht? War der nicht zwei Seiten vorher durch diesen ersten Pfeil getötet worden?)

Ich halte das für Schlamperei des Zeichners und Ausweis dafür, dass seine künstlerischen Freiheiten gerne mal mit den Gepflogenheiten des Mediums brechen.

Zur unteren Bildreihe habe ich ebenfalls noch etwas zu sagen: Sir Archibald (der englische Lord, der von Mac Coy beschützt werden soll!) bemerkt auf dem Hügel den irren Trapper, der hinter dem Angriff steckte. Wieder fliegt ein Pfeil in Nahaufnahme und was passiert?

Konzentrieren Sie sich auf die erste Bildreihe der nächsten Seite:

Sir Archibald wird böse getroffen! Mac Coy beachtet ihn allerdings gar nicht, sondern wundert sich stattdessen über die eigentlich wenig relevante Aufmachung des Irren. Hachette versorgt Sir Archibald in Windeseile (Bild 2), Mac Coy ordnet dann an, den Verletzten zur Versorgung in die Stadt zu bringen.

Hier komprimieren Autor und Zeichner die Szene (die dramaturgischen Gesetzen zufolge ein bisschen mehr Raum oder Drama verdiente) in hässlicher Weise. Auch das wirkt auf mich geschludert.
Die restlichen zwei Bilder sind dann elegische Naturaufnahmen, die nach der Aufregung der letzten Seiten befremdlich ruhig und statisch wirken. Dieser Western ist sprunghaft und schlecht ausbalanciert.

Ich muss zu Palacios‘ Verteidigung sagen, dass es nur selten so wirr gerät.
Dennoch beobachte ich diese Schwäche durch sein Werk hindurch.
Eklatant gerät es ihm in EL CID. In freudiger Erwartung kaufte ich mir seinerzeit die Gesamtausgabe (ebenfalls bei avant, Angaben unter dem Verlagslink oben zu finden) und war anschließend maßlos enttäuscht.

EL CID ist eine mittelalterliche Ritterlegende und somit ein komplexer historischer Stoff und auch wenn Palacios dem einen herrlich verrückten bonbonbunten Anstrich gibt, konnte es mich nicht damit versöhnen, dass der Künstler seine Handlung nicht rüberbringen kann.

Ich habe dem Geschehen nicht folgen können, der Hauptgrund dafür: Die Figuren sind nicht auseinanderzuhalten; Palacios bekommt keine konsistente grafische Gestaltung seiner Charaktere hin. Schlimm, richtig schlimm.

Vielleicht hätte ein Autor hilfreiche Dienste geleistet, doch Palacios nahm das spanische Nationalepos alleine auf die Hörner. Ebenfalls solo gestaltete Palacios seinen Frühwestern MANOS KELLY – der allerdings kam mir weitaus verträglicher als EL CID vor.

Bei MAC COY hat er sich von Jean-Pierre Gourmelen die Skripte schreiben lassen. Aus Erfahrung klug geworden? Gourmelen verfasste die 21 Alben der Serie von 1974 bis 1999, schrieb sonst aber fast nichts (vier weitere Alben, drei davon ein Science Fiction namens KRANE, nie von gehört).

Nochmal zur Figurenzeichnung: Wenn Sie mal bei MAC COY drauf achten wollen.
Colonel Hood sieht aus wie Santa Claus, MAC COY sieht aus wie Robert Redford. Verteidigungsminister Whitney sieht aus wie Uncle Sam. Der Bösewicht in „El Conquistador“ sieht aus wie John Lennon.

Ist das nicht … die bekannte Karikatur von Uncle Sam? Der Typ mit den Frackschößen, der Stirnglatze und dem Ziegenbärtchen? Palacios degradiert die personifizierten USA zum Verteidigungsminister. Auch frech.

 

Doch immer, wenn Palacios kein klares Darstellerbild vor Augen hat, beginnt es schon auszufasern. Die Kavalleristen sehen alle gleich aus, nur einer hat einen blonden Lockenkopf, aber welcher? Könnte Sergeant Charly sein.

Schön, dass es eine indianische Figur an MAC COYs Seite gibt, den Apachenscout Kenika. Doch den erkennen wir nur als Kenika, weil er eben an MAC COYs Seite reitet. Andere Indianer tauchen auf, die genauso aussehen. In „El Conquistador“ gleich ein ganzes Kleeblatt von Doppelgängern.

So sehr Palacios mit seiner Illustrationskunst trumpft, so sehr blendet er auch damit.

Manchmal geraten seine Comics ins Schwimmen.

 

Aus diesen oben angeführten Gründen gehört MAC COY für mich weiterhin nicht zu den großen Western, die mir lieb sind. Andererseits ist diese Serie alles andere als eine Schande und ich verurteile niemanden, der MAC COY komplett im Regal stehen hat.   🙂

Anmerkung zur deutschen Publikationsgeschichte: Fast alle MAC COYs sind tatsächlich schon mal erschienen, das aber meist nur einmal und vor über 30 Jahren; größtenteils in der Comicreihe „Die großen Edel-Western“ von Ehapa. Von denen rate ich generell ab, weil sie zensiert haben!

Ein Fall bei COMANCHE hat mich persönlich verärgert: Ein Bösewicht wird durch einen Pfeil in den Hals erledigt; in der Ehapa-Fassung ist das Projektil entfernt und wir verstehen nicht, weshalb dieser Mensch plötzlich tot vom Pferd kippt.

Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit, um zu überprüfen, ob solche Vorfälle auch bei MAC COY passiert sind. In jedem Fall können und sollten Westernfreunde beherzt zur aktuellen Neuauflage greifen.

Die avant-Ausgaben vom Werk Palacios‘ sind schmucke Bücher, auch wenn wir es „nur“ mit den deutschen Lizenzen der spanisch-französischen Integralreihe zu tun haben.

Im Insta-Video zeige ich, weshalb sich der Kauf schon der ersten sechs Seiten wegen lohnt: