Einen Monster-Bash-Film habe ich erwartet. Einen Monster-Bash-Film habe ich bekommen. Bleibt zu diskutieren, ob es ein sehenswerter Monster-Bash-Film ist.
Godzilla ist dabei, die Riesenmotte Mothra, der Feuervogel Rodan und angeblich noch 14 weitere Biester, die wir aber nicht zu sehen kriegen! Das böse Monster mit dem Codenamen „Monster Zero“, das aus dem antarktischen Eis aufgetaut wird und eine Art Hydra ist, nimmt ihnen allen den Raum, denn im Grunde geht es um Godzilla vs. Hydra (mit Gastauftritten von Mothra und Rodan). Halt, das Biest heißt im Godzilla-Universum „King Ghidorah“, ein dreiköpfiger Drache mit Flügeln.
Möchte jemand Eis?
Einen Monster-Bash-Film habe ich erwartet. Einen Monster-Bash-Film habe ich bekommen. Der ist garniert mit einem Human-Drama-Subplot: Die durch die Monster traumatisierte Familie Russell (ihr Sohn starb bei Monsterattacken auf San Francisco) durchlebt ein innerfamiliäres Drama. Vater Mark und Mutter Emma haben sich getrennt, die Tochter Madison steht zwischen den Fronten.
Kramer gegen Kramer gegen Monster
Der Zwist der Kleinfamilie ist noch das Interessanteste am Film, denn Tochter Madison (Millie Bobby Brown aus STRANGER THINGS) ist der lebendige Lichtblick in diesem sich formelhaft entspinnenden Monstermachwerk.
Dr. Emma Russell hat ein Sonardings erfunden, mit dem man die Monster rufen kann bzw. anhalten. Das natürlich ein lupenreiner MacGuffin, dessen konkrete Nutzung und Reichweite undsofort ich nicht gänzlich verstanden habe, aber es treibt die Handlung an.
Die vorgeschobene Öko-Message
Richtig wirr ist der Zustand der Welt, wie sie in GODZILLA – KING OF THE MONSTERS präsentiert wird: Der Superkonzern „Monarch“ betreibt geheime, unterirdische Basen weltweit, verfügt über Flotten modernster Technik, eine kleine Armee – ist aber Gegenspieler der Regierung und des US-Militärs.
So eine Art DIE GRÜNEN mit gigantischer Ausrüstung und Tierschutz-Auftrag. Denn Monarch und seine Wissenschaftler wollen die Titanen (die Godzilla-Monsterbande) retten und harmonisch mit ihnen koexistieren. Das Militär will sie bloß plattmachen und killen.
Konkurrenz zu Monarch und dem Militär sind die Ökoterroristen, eine ebenfalls bestens ausgerüstete Fraktion, der sich Dr. Russell (die Mutter) anschließt. So eine Art SUPERGRÜNE, die alle Titanen freisetzen und die Erde mit ihnen brandroden wollen, damit danach neues Leben sprießen kann.
Im Ernst! Das muss man eigentlich sehen, um es glauben zu können.
Der Doktor und das böse Vieh
GODZILLA – KING OF THE MONSTERS hat einen tollen Cast (Ken Watanabe, Ziyi Zhang, Thomas Middleditch, Vera Farmiga und Kyle Chandler machen ihre Sache gut) aber von einigen Leuten (Schauspielern mit mehr Power) sehen wir wenig mehr als Statisterie.
Charles Dance ist der Terroristenanführer, der nicht viel zu tun hat. David Strathairne gibt einen kernig schauenden General mit vier Sätzen (welche Verschwendung). Sally Hawkins geht bald hops. Aisha Hinds, O’Shea Jackson Jr. und Elizabeth Ludlow geben taffe, aber austauschbare Marines. CCH Pounder sitzt in einer Szene in einem Sessel.
Bradley Whitford ist der kesse Wissenschaftler im Hintergrund, der mit seinen Sprüchen für den ‚comic relief‘ sorgen darf. Nicht immer geschmackssicher. Wenn er mit der Crew eine Atombombe ausliefert (s. übernächsten Absatz) und sich die radioaktive Strahlung erhöht, flapst er so was wie: „Wir drehen jetzt besser um. Ich möchte mal Kinder haben, und die sollen ohne Flossen auf die Welt kommen.“
Sagt man so was als US-Amerikaner, der in japanischen Gewässern eine nukleare Sprengung vornehmen will, wo doch der Godzilla-Stoff an sich schon Parabel auf die radioaktive Verseuchung Japans ist? Hmm, hmm, hmm?
Godzilla, die Homestory
Und dann quetschen sich so lächerlich folkloristische Elemente hinein. Die Crew merkt, dass man Godzilla braucht, um die Hydra besiegen zu können. Darum tauchen sie im U-Boot in Godzillas Höhle, ein atlantisches Unterwasserreich mit Statuen und Wandmalereien, Jesuschristum, wo Dickie in der Lava schlummert, um sich an radioaktiven Quellen zu regenerieren.
Die Crew kommt und bringt ihm ein Ladekabel, oder besser: eine atomare Powerbank.
Das alles ist so dämlich, dass man auch das eigentlich gesehen haben muss, um es glauben zu können.
Ich habe viel gelacht in den ersten 100 von 130 Minuten, das muss ich dem Film lassen. Das Lachen verging mir dann zum Finale, weil sich Godzilla und Hydra nur noch uninspiriert durch Boston wälzen.
Ich empfehle einen 13-Minuten-YouTube-Clip „10 Ten Godzilla Villains“ von WatchMojo.com. Ich sage Ihnen, dass die aktuelle Hollywoodfassung keinen Deut spannender oder besser ist – sie haben bloß die Tricktechnik aufgepimpt!
(Verdammt, der Clip macht viel mehr Spaß als der ganze Film, den wo ich gerade durchsessen habe!)
Was mir GODZILLA – KING OF THE MONSTERS wirklich versauert, ist, dass er so schrecklich konventionell ist. Figuren werden aus dem Spiel genommen, wenn sie keine Funktion mehr haben; die Tricksequenzen sind gewaltig und produzieren ab und zu memorable Bilder, aber sie flashen mich nicht; die Handlung schafft es nirgendwo, mich zu überraschen.
Dieser Film trabt auf ausgelatschten Pfaden dahin. Ärk!
Wer gewaltige Action-Orgien sehen will, ist bei den PACIFIC RIM-Filmen besser bedient. Die sind im Vergleich sogar originell!
Schauense dochmal Trailer im Vergleich:
(Läuft da wirklich „Somewhere over the Rainbow“ unterm Trailer?! Was für Spinner!)
Und jetzt PACIFIC RIM (übrigens auch von Warner Bros. – ahaaaa):
„This is pretty cool!“ – und nimmt sich nicht so ernst. Und braucht keine doofe Botschaft. Und Teil 1 ist ein minderes Werk zwar, aber immerhin: Guillermo del Toro.
Da erwarte ich Monster-Bash und bekomme Monster-Bash. Yay!