Mein Comic des Jahres 2016: „Die Rüstung des Jakolass“

Manu Larcenet nimmt sich VALERIAN & VERONIQUE zur Brust

 

Dieser Manu Larcenet ist sowieso eine der großen Entdeckungen dieses Jahrhunderts. Und hat sich längst einen Platz in meiner Top Ten aller frankobelgischen Zeichner gesichert.

Sein DER ALLTÄGLICHE KAMPF ist eine stille, dennoch eindrückliche Albenserie über das ganz normale Leben eines Fotografen. Seine vierbändige Graphic Novel BLAST über das monströse Individuum Polza Mancini ist nichts weniger als ein visueller Geniestreich.
Beiden Werken haftet allerdings eine gewisse Schwerblütigkeit an. Umso überraschter war ich, das sein „Valerian & Veronique“-Sonderband DIE RÜSTUNG DES JAKOLASS wundervoll komödiantisch daherkommt (na gut, Larcenet hat auch DONJON-Bände fabriziert…).

Frei nach der Originalserie von Christin & Mézières hat man ihn einen Sonderband gestalten lassen, und Larcenet nutzt diese Chance, um clever mit Versatzstücken und bekannten Figuren zu jonglieren – und liefert am Ende eine Story ab, die sich in keinster Weise hinter dem Original verstecken muss.
Hätte er bei dieser Arbeit einen Partner gehabt, würde man das Adjektiv „kongenial“ verwenden. Aber Larcenet ist nicht nur ein brillanter Zeichner, sondern auch ein ausgekochter Autor und Szenarist. Er schafft das alles in Personalunion!

Man sollte nicht allzu viel von der espritgeladenen Handlung verraten, nur so viel: Veronique, Monsieur Albert und die Shinguz gabeln in einer tristen Pariser Pinte den Säufer René auf und offenbaren ihm, er sei der in diesem Körper „tele-internierte“ Valerian (allein das ist schon lustig), dort hinein verbannt von seinem Widersacher Jesperiank (dem grausamen Jakolass).
René ist außer sich vor Freude, denn er dachte schon, seine ihn plagenden Weltraumfantasien seien nur eine Ausgeburt seiner Alkoholdelirien: „O unendliches All, wo alle Abenteuer möglich sind und alle Möglichkeiten abenteuerlich!

Mittels einer als Raumschiff getarnten arabischen Backstube fliegen die Gefährten ins All, um dem gefürchteten Jakolass das Geheimnis der Tele-Internierung abzujagen und Valerian in seinen echten Körper rückzutransportieren. Dummerweise ist der Unhold auf einen unzugänglichen Gefängnisplaneten verbannt worden. René aber wächst über sich hinaus und bewältigt ein veritables Weltraumabenteuer.

VALERIAN & VERONIQUE

Larcenet (diesmal in gedämpften Farben koloriert von Jeff Pourquié) flicht in diese Handlung sarkastische Kommentare zu religiösen Kriegen ein und überwältigt seine Leser mit skurrilen Einfällen und treffsicheren Wendungen. Alle Probleme beheben sich beispielsweise, indem zum Schluss jemandem in den Hintern gekrochen wird (wortwörtlich, anschauen!).

Resümee

Also ich hab bei der Lektüre innerlich gejubelt. Mich hat dieser Comic total aus den Socken gehauen. Manu Larcenet ist ein ganz Großer seiner Zunft und DIE RÜSTUNG DES JAKOLASS ein unverschämt lockeres Meisterwerk.
Und (auf den letzten Drücker, Weihnachten 2016) meine deutsche Veröffentlichung des Jahres!

Gratulation auch an Klaus Schikowski von Carlsen, der diesen Band (schon 2011 erschienen!) endlich nach Deutschland geholt hat.

VALERIAN & VERONIQUE