Tillmann schaut: HOOTEN & THE LADY

Es gibt so viele Serien, darunter so obskure, dass man den Überblick verliert. Wer kennt denn die hier? Ist aber auch noch flammneu: HOOTEN & THE LADY von 2016. Gibt auch nur eine Staffel von 8 Folgen. Die sind aber erstklassig!

Diese Serie macht einfach Spaß! Wann hat man das zuletzt von irgendwas behaupten können? Wo alles so komplex und düster und bedeutsam daherkommt in den letzten Jahren. Hier ist das pralle Abenteuer – mit exotischen Locations und schrägen Typen und Gefahr von allen Seiten.

HOOTEN & THE LADY ist tatsächlich das, was INDIANA JONES sein sollte, aber seit Längerem schon nicht mehr schafft: rasante, ironische Unterhaltung mit extrem viel Schauwert, nostalgischem Gefühl, romantischem Prickeln und schlagfertigem Humor. Rundum wundervoll.

Der kernige Michael Landes gibt den Amerikaner Hooten („Nur Hooten, ohne Mister“). Ein Tunichtgut, ein Rumtreiber, ein zwielichtiger Abenteurer ohne besonders viel Grips in der Birne. Ein Westentaschen-Indy, der sich meist auf sein Glück oder seinen Charme verlassen muss.

Die distanzierte Ophelia Lovibond spielt die britische Lady Alexandra Lindo-Parker. Sie hat das Köpfchen, um archäologische Rätsel zu knacken, ist jedoch alles andere als das „Weibchen“ an des starken Mannes Seite. Die Lady ist nicht minder zupackend als Hooten und muss diesen öfter mal aus Lebensgefahr rauspauken. Eine erfreulich moderne Rollenverteilung!

 

Wir Zuschauer bekommen
zweimal Indiana Jones zum Preis von einem

 

Die Handlung ist äußerst nah am Indy-Kosmos angesiedelt, geht es doch um reinrassige Sensationen auf archäologischem Gebiet: die Überreste Alexanders des Großen, sagenhafte Juwelen, zauberkräftige Artefakte, mythische Schätze und legendäre Relikte.

Die acht Episoden der ersten Staffel sind in sich abgeschlossen, verfolgen wenig weitergehende Subplots (auch das ist mal wieder ganz in Ordnung). Gedreht wurde offensichtlich an Originalschauplätzen, stets so in Szene gerückt, dass man automatisch Hommagen an andere Werke wittert: die Katakomben des Vatikan, das Tal der Könige in Ägypten, der Himalaja, das afrikanische Reich der Königin von Saba, eine Fabergéfabrik in Moskau, Captain Morgans Piratenschatz in der Südsee (genau genommen war Morgan „kein Pirat, sondern ein Freibeuter“, wie Lady Alexandra besserwisserisch einwirft).

Im zweiten Drittel berührt die Serie kurz die dunkle und tragische Vergangenheit Hootens, steuert aber wieder weg davon. Bin gespannt, ob da in künftigen Staffeln noch weiter „psychologisiert“ wird.

Ich finde im Netz keinen richtigen Trailer, um Ihnen eine vernünftigen Eindruck zu vermitteln, nur halbminütliche Teaserhäppchen, die wenig aussagen. Am besten ist noch dieser hier von Sky Österreich, ganz nett, aber auf Deutsch.

Ich rate dringlich, diese Serie im Original zu schauen. Ganz einfach des schönen klanglichen Gegensatzes wegen: Amerikaner vs. Engländerin.