Tillmann schaut: DAS OMEN (1976)

Was wurde eigentlich aus …
… dem guten, alten Satanismus?!
Diese Frage schlich sich in mein Hirn, als ich letztens den Gruselfilm DAS OMEN von 1976 sah.
Ein effektiver Billigfilm, der mit Psychohorror aufgeladen ist und mit ein paar Actionschocks operiert. Hat gute Darsteller (den schon ältlichen Gregory Peck und David Warner), ist prima inszeniert und geschnitten. Nach heutigen Standards zu langsam, aber das Drehbuch ist ein Lehrstück für guten Horror.

Allein die Prämisse (was wäre, wenn der Teufel als Kind auf Erden wandelte?) geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Fast so etwas wie die Fortsetzung von ROSEMARIES BABY von 1968, an dessen Ende der Sohn Satans  ja geboren wird.

Der Rest dieses zweistündigen Werks konstruiert sich fast von selber: Als der Teufelsbraten fünf Jahre wird, müssen nach und nach das Kindermädchen, Vater und Mutter dran … glauben, haha. Sie konnten nämlich lange nicht glauben, dass mit dem Jungen was nicht in Ordnung ist. Dabei ist Damien nie krank, scheut Kirchenbesuche und kuschelt mit Rottweilern.

Fein steigert Regisseur Richard Donner das Unbehagen und die Gewalt, bis am Ende Schüsse fallen und die letzte Szene eine Beerdigung schildert. Ins Erdreich sinken jedoch nur Vater und Mutter, der süße Bub steht daneben und lächelt zum Schluss perfide in die Kamera. Perfekt (und übrigens eine Idee, die Produzent Alan Ladd hatte, weder Regisseur noch Autor).

Weiterer Glücksgriff bei DAS OMEN ist die Namenswahl für den kindlichen Protagonisten: Damien! Damien hat den Anklang von Dämon, natürlich, aber nicht zu aufdringlich. Mit Harold, Shelby oder Horst-Günther hätte der Film nicht funktioniert.

Geheimnisvoll wird der Film auch durch seinen raunerischen Soundtrack aus gregorianischen Chorälen und das Leitmotiv der Teufelszahl „666“. Die taucht immer wieder auf und verheißt nix Gutes! Keine Ahnung, weshalb ausgerechnet 666 (Schnellanwahl im Telefon?). Zieht sich aber thrillähnlich und prominent durch DAS OMEN!

Das ist für uns heute ein alter Hut, 666 ja klar, aber damals noch frisch, wie ich vermute. Hat DAS OMEN die Zahl 666 populär gemacht?

Ich kannte 666 nur aus dem Song „The Number of the Beast“ von IRON MAIDEN, und der ist von 1982. Iron Maiden haben viel für den Satanismus in der Popkultur getan, aber wurden sie von DAS OMEN beeinflusst?
Wer weiß, was alles dieser Film inspiriert hat …

(Ich lief letzter Tage der Satanismusexpertin Lydia Benecke über den Weg, die mir bestätigte, dass dieses Werk sowie weitere Filme der 70er-Jahre, wie CARRIE und DER EXORZIST, das Phänomen Satanismus befeuert hätten, sie könne mir einen dreistündigen Vortrag drüber halten. Schade, die Zeit hatten wir nicht, aber schauen wir uns doch einen dreiminütigen Trailer an …)

 

Also, Satanismus, wo biste hin? Wahrscheinlich auch vom Internet verschlungen. Der Einzelhandel, Tageszeitungen, Satanismus – weg! Jetzt, wo jeder in den sozialen Medien herumteufeln kann, ist im Wald schwarzmagische Rituale ausführen doch ein bisserl anstrengend geworden.

Gott, was hat man in den Achtzigern für wüste Reportagen und haarsträubende Berichte über Menschenopfer und Besessenheit über sich ergehen lassen müssen. Alles ausgedachter Unfug. Weil es das Internet noch nicht gab …

Und da behaupten wir frech, der Hollywoodfilm DAS OMEN hat womöglich Vorschub geleistet. Hat dem Satanismus frisches Blut geliefert! Dank dieses Films ist Satanismus in Mode gekommen.

Wie sangen die ROLLING STONES? „Sympathy for the Devil“ – das war allerdings schon 1968.

Also kommen wir zum Schluss, dass in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Menge vom Teufel die Rede war. Seitdem hat der arme Kerl schwer abgebaut. Aber wie heißt es so schön: „Des Teufels größter Trick besteht darin, die Menschen glauben zu machen, er existiere nicht!“

Pfffff. You wish, ihr Verschwörungsopfer!

Und zum Schluss noch ein wenig Rocksatanismus (dieses Video müssen Sie nicht rückwärts laufen lassen) – IRON MAIDEN spielen uns „The Number of the Beast“, eine der zehn besten Rocknummern aller Zeiten, immer noch und sowieso.

(Die treibende Melodie, die coolen Riffs und des Sängers ekstatisches Geschrei sind doch nicht zu überbieten, oder? Jetzt mal ehrlich! Besser ist Rock nie gewesen, jawohl. Mit freundlichen Grüßen und dreimal der Sechs, Ihr Tillmann Courth)