JEKYLL (2007) – englische Miniserie

Vom Zauber der dunklen Seiten

Dr. Jekyll ist zurück, natürlich samt Mr. Hyde. Nur ahnt er zunächst nichts davon. Der Wissenschaftler Tom Jackman erlebt unerklärliche „Filmrisse“, in denen sein Körper auf eigene Faust unterwegs zu sein scheint. Und wie reagiert er, als ihm dämmert, dass ihn zeitweise ein Dunkles Ego reitet?
Er organisiert ein perfektes Doppelleben: mit Zweitwohnung, Überwachungstechnik, Stundenplänen und einer attraktiven Notfall-Krankenschwester!
Und das ist erst die Exposition von JEKYLL, der 6-stündigen Fernsehsensation aus der Feder von Steven Moffat. Was der erfahrene Sitcom-Autor (COUPLING) dann an Suspense, Action und Mystery auf uns Zuschauer löslässt, ist nichts weniger als aufwühlend und atemraubend.
Höchst kunstvoll springen wir (oft in Vor- und Rückblenden) durch die Chronik einer menschlichen Katastrophe.
Wie Jackman versucht, seine Familie vor Hyde geheim zu halten (klappt natürlich nicht), wie ein obskurer Großkonzern ihn verfolgt und entführen will (klappt dann schließlich), wie seine Frau die Begegnung mit Mr. Hyde verkraftet – das sind großartige Inszenierungen, die mich absolut begeistert haben.
Getragen wird JEKYLL von brillanten Schauspielern, die einem schlagartig ans Herz wachsen. Und darin schließe ich die Darsteller der „Bösen“ mit ein! Allen voran James Nesbitt in der Titelrolle ließ mir den Mund offen stehen (war schon Jahre zuvor der schräge Vogel bei COLD FEET).

Alles in allem: Spannungsfernsehen vom Feinsten. Intelligent, knackig, überraschend, originell und absolut unvorhersehbar.

Manchmal jedoch geht Moffat der Sitcom-Humor ein bisschen zu sehr durch (etwa in den Szenen mit dem fiesen Söldner, dessen Handy sich mit dem quatschigen „Crazy Frog“-Klingelton meldet) – andererseits ist es auch erfrischend gaga und verdammt lustig. Und noch ein kesser Vergleich:
Beim Schauen der amerikanischen Actionserie „24“ nutzen wir nur 15% unseres Gehirns! Bei JEKYLL muss man schon mehr dazuschalten. Genauso packend ist es trotzdem.