Comedy

Diese Webseite heißt übrigens nicht „Tillmann Courth“, um egomäßig einem Personenkult zu frönen, sondern weil sie eine Umwidmung meiner ursprünglichen Künstlerseite gleicher Domain darstellt.
Die war (in anderem Layout) der Vorläufer der aktuellen Seite und hatte mit Comics nichts zu tun. Zum Jahresende 2016 aber beschloss ich, meine spezielle Art von Comicanalysen ins Netz zu stellen und die existierende Seite dafür zu benutzen.
Was war zuvor geschehen?

1997 war meine Zeit als Feuilletonredakteur und Kleinkunstkritiker zu Ende gegangen (nach dem Studium hatte ich mit zwei Kollegen das Desperado-Kulturblatt „RheinArt“ geführt). Bekloppt wie ich war, hatte ich zum Erstaunen der Szene die Seiten gewechselt und war selber als Komiker auf die Bühne getreten.

Was größtenteils Spaß gemacht hat. Das himmlische „Erste Kölner Wohnzimmertheater“ hat mich ermuntert und jahrelang Conférencen machen lassen. Zudem traf sich dort in den Jahren um 2000 herum alles, was komisch sein wollte.
Parallel zum Hamburger „Quatsch Comedy Club“ war unser „WoZi“ die Keimzelle junger deutscher Komik, die „Nightwash“ gebar und Künstler hervorbrachte wie Johann König, Ausbilder Schmidt, Martin Reinl, Bademeister Schaluppke, Marius Jung, Vera Deckers, Dagmar Schönleber und John Doyle.

Heute allerdings ist die Szene derart zerfasert, businessartig strukturiert und von jungen Sensationen besessen, dass ich niemandem ernstlich raten kann, Kleinkünstler zu werden! Es sei denn, Sie haben ein messiasmäßiges Charisma und geniale Gags.

Fragen Sie mal Komiker nach ihren schlimmsten Auftritten. Ein Fass ohne Boden und Quell ewiger Heiterkeit.
Mein Horror-Gig war eine seltene Gala auf freiem Feld in Euskirchen, wo ich Zeit überbrückend auf einer Riesenbühne ins Nichts und ins Leere spielte. Ich ließ zynische Gags über Vaterschaft ab, und die einzige Zuhörerin beschimpfte mich dafür.

Solo-Comedy ist der Stoff für Alpträume (und das Schwierigste, was man im Kunstbereich überhaupt anstellen kann). Ich hab’s als Entwicklungsschritt gebraucht.

Als ich begriffen habe, dass mein Humor mit dem meiner Mitmenschen kaum kompatibel ist, waren auch schon zehn Jahre rum. Der Spaß an der Sache ließ nach – und ehe man sich (und seine Umwelt) quält, hört man besser auf. Hab es keine Minute bereut.

Dennoch im Folgenden eine Miniatur-Rückschau aus archivarischen Motiven:

Tillmann Courth – SOLO

Sein Haupt umgibt eine wilde Beethoven-Mähne, ihn selbst die animalische Aura des Tingeltangel. Seine Haare triefen vor Gel, seine Sätze vor Spott und Ironie!
(Das heißt, eigentlich ist es kein Gel, sondern ein leichter Schaumfestiger. Aber die reine Wahrheit ist ja oft nicht so lustig…)

Zwischen 1997 und 2010 habe ich tatsächlich fünf Soloprogramme erarbeitet. Die waren alle nicht schlecht, aber schon … speziell. Kleine Kostprobe über einen wahren Zwischenfall bei der Bundeswehr:

„Zwei Feldwebel der Bundeswehr haben sich im Sommer 2007 Blut abnehmen lassen, haben aus ihrem Blut sodann Blutwurst hergestellt und diese dann selber aufgegessen.
Eine Meldung, die nachdenklich macht. Wie ist dieser Vorgang einzuordnen?
Ist das ein besonders krasser Fall von Eigenblutdoping?
Oder versuchter Autokannibalismus?
Oder gar ein Fall für den blauen Umweltengel, das Biosiegel für ökologisch nachhaltigen Aufschnitt?
Erleben wir eventuell die Geburt einer neuen Religion? Die Sekte, die sich selber zu Würsten verarbeitet? Ein Crossover-Glaube zwischen Scientology und Hausschlachtung?
Und was sind die historischen Implikationen? Hätte Hitler den Krieg gewinnen können mit solchen Soldaten, mit dieser Opferbereitschaft? „Wir verzehren uns für den Führer!“ – Motto der SS-Blutwurstdivision.
Tucholsky meinte ja: „Soldaten sind potentielle Mörder“. Ob das stimmt, kommt wohl letztlich auf die Situation an. Auf jeden Fall aber gilt: Soldaten sind potentielle Metzger.“

Wäre DAS Ihr Humor? Na, also.
Immer gut angekommen aber ist mein zeitloses Resümee zur Welt der VIPs:

„Mir tun die Stars ja leid. Ehrlich. Richtig leid. Jede Art von Ruhm ist ein Fluch. Je jünger es dich trifft, desto schlimmer. Mit 25 ein Star?
Ihr armen Schweine. Euer Leben ist versaut.
Euch erwartet nur eins: die Boris-Becker-Selbsthilfegruppe.
Aber es gibt ja solche und solche Karrieren.
Im Showgeschäft gibt es nicht nur Stars, sondern auch Superstars und Megastars.
Aber wo zum Henker ist der Unterschied? Ich glaube, es verhält sich etwa wie folgt:
Du weißt, du bist ein Star, wenn dir Frauen ihre Höschen auf die Bühne werfen und dich nach der Show bereits in der Garderobe erwarten.
Du weißt, du bist ein Superstar, wenn dich neben den Frauen auch einige Steuerprüfer in der Garderobe erwarten.
Und du weißt, du bist ein Megastar, wenn dir Steuerprüfer ihre Höschen auf die Bühne werfen!“

Weitaus mehr Spaß macht das Spiel im Duo!

2009-2011 hatte ich das Vergnügen, mit der wundervollen Beatrice Kaps-Zurmahr auf eine kleine Tournee zu gehen.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Mauerfall und Wiedervereinigung servierten wir ein knackiges Ost-West-Kabarett. Ich als Wessi, sie als Ossi kabbelten wir uns durch ein Programm namens “Helden der Einheit”.
Interessant ist hier, dass fünf Jahre später (anlässlich 25 Jahren Mauerfalls, Verkaufsargument!) niemand mehr diesen Abend buchen wollte. Wir glauben, es lag nicht an uns, sondern daran, dass dieses Thema inzwischen keines mehr ist. Was man ja begrüßen darf.

Folgerichtig gab es dann auch den

Versuch eines Trios,

gemeinsam mit meinem guten Freund Martin „PeeWee“ Cordemann und dem Singer-Songwriter Cris Revon.
ENSEMBLE EMOTIONALE INTELLIGENZ präsentiert: “Bitte belüg mich!”

Diesen Abend haben wir insgesamt nur dreimal aufgeführt, wenn ich mich recht erinnere. Ein Spaß mit und unter Freunden. Der letzte Auftritt floppte derart unsäglich, dass er als Sargnagel unserer Künstlerkarrieren gelten darf.
Spaß am Rande: Das Finanzamt Köln-Nord rückte mir auf die Pelle und verdammte mich zur Gründung der „Courth, Cordemann und Nover GbR“, für die ich zwei Jahre lang Steuererklärungen abgeben musste. Wir hatten 80 Euro Gewinn erzielt.

2012 bin ich wie erwähnt von der Bühne abgetreten – und widme mich verstärkt dem Comicjournalismus. Der Kleinkunstszene bin ich allerdings weiter verbunden, als Berater/ Coach/ Regisseur/ Motivator für manche lieben Kollegen  …